Ja oder Nein?

Einstiegsfrage: Schafft es Samuel beim vierten Versuch, die gesamte Cresta die Saas (vom Latelhorn bis zum Sunnighorn) zu überschreiten oder muss er wieder vorzeitig den Notausstieg einschlagen?

Die Auflösung findest du im Tourenbericht.

Tag 1

Das Creasta Biwak sucht nach Konkurrenz im Wettbewerb, schönster Ort und beste Aussicht in den Kategorien: Apéro-Plätzchen, stilles Örtchen, Sonnenuntergang, Ab vom Schuss und Hüttenbuch-Geschichten, etc..

Doch bis die 6er Gruppe mit Samuel, Eelco, Simone, Diana, Susanne und Adi von diesen Preisgekrönten Vorzügen des Cresta Biwak profitieren kann, müssen zuerst 3.5 Stunden Zustieg mit 8 km Wanderweg, 846 Hm Aufstieg, 188 Hm Abstieg sowie 2 Trinkpausen nach exakt je 1.5 Stunden laufend absolviert werden.

Bereits beim Zustieg wurden Schlüsselstellen, Abseilstellen und Notausstiege genauer gemustert. Letztere galt es dieses Jahr übrigens zu vermeiden. Doch die Frage bleibt: Wird es Samuel dieses Mal gelingen?

Beim Biwak angekommen – unglaublich stereotypisch – machten sich die Männer auf die Suche nach Wasser und die Frauen bereiteten das Biwak, das Apero und das Abendessen vor. Die Männer waren dann – ganz emanzipiert – für den Abwasch verantwortlich. Habe ich eigentlich schon die wunderschöne Aussicht erwähnt? Die gab es beim Spülen übrigens auch… inklusive Sonnenuntergang.

Bevor wir uns zum Verweilen der Nacht hinlegten, hat Samuel noch Spuren ins Schneefeld im Aufstieg zum Grat geschlagen und vielleicht auch das eine oder andere Stossgebet ausgesprochen, dass es beim vierten Versuch auch wirklich gelingen wird. Der Sonntag wird es zeigen, ob er erhört wurde…

Tag 2

Tagwacht, 03:30 Uhr. Samuel wollte (wohl auch etwas kribbelig, ob es beim vierten Mal gelingen will) früh raus. Es galt, spätestens um 11:00 Uhr die von Alessandro eingerichtete Abseilstelle beim Cima dello Spigolo (Gipfel 6/9) passiert zu haben.

Auf dem Gipfel des Latelhorn – auch Punta di Saas – Gipfel 1 von 9 wurden wir im Dunkeln von einer Herde Ziegen begrüsst, die am Vorabend über den Peterrück gezogen ist. Beim Vorder Latelhorn (2/9) wartete dann die erste schöne Kletterei auf uns. Die Punta Lorracio (3/9) haben wir schnell überschritten und beim Pizzo Scarone (4/9) wartete bei Sonnenaufgang eine erste Art “Schlüsselstelle” auf uns, die dank zwei Friends problemlos durchstiegen wurde. An der Punta Banella (5/9) sind wir über das “Grischel” vorbeigezogen.

Sämi the Eagle konnte übrigens nichts stoppen. Er hatte nur ein Ziel vor Augen. Und das Zählen der Gipfel hat er schon bald aufgegeben. Er ist mit Susanne quasi über den Grat geflogen. Nach jeder noch so kleinen Kletterstelle mussten die hinteren Seilschaften nach dem Weg Ausschau halten und Samuel über den Grat hinterherrennen, damit sie den Anschluss nicht verlieren. Während Samuel die Abseilstelle einrichtete, nutzten die zwei anderen Seilschaften die Gunst der Stunden und machten, erst auf dem sechsten Gipfel (Cima dello Spigolo), das erste Gipfelfoto.

Abgeseilt, gestärkt von der ersten Pause und 90 Minuten vor dem streng getakteten Zeitplan, erklimmen wir über das Grischel des Cimone di Camposecco (7/9) den nächsten Gipfel. Die Traverse zum Augstkummenhorn (8/9) war ein eher leichtes Unterfangen. Und im Joch oberhalb des Augstkummengletschers hat uns Samuel noch den letzten Notausstieg gezeigt – den wir gekonnt ignoriert haben.

Zu guter Letzt wartete noch das Sunnighorn (9/9) auf uns. Den Teil des Cresta di Saas kannte Samuel nur vom Abklettern. Bereits drei Mal musste er die Überschreitung spätestens vor dem letzten Gipfel abbrechen. Und es wartete Genusskletterei vom Feinsten auf uns. Nach 6 Stunden und 50 Minuten haben wir es geschafft. Auf dem Sunnighorn ist der Name Programm – alle waren überglücklich und haben bis über beide Ohren gestrahlt.

Es ist eine riesengrosse Freude, durften wir dabei sein, wenn es Samuel – nach 10 Jahren und beim vierten Versuch – endlich gelingt, die Cresta di Saas vom Latelhorn bis zum Sunnighorn zu überschreiten.

Trotz traumhaftem Wetter und wunderschönem Panorama – von den Gipfel der Monte Rosa, über Castor, Pollux, dem Matterhorn und unseren Saaserbergen bis zu den höchsten des Berner Oberlands – auf dem Sunnighorn hat man erst die Hälfte der Tour absolviert.

So ging es über noch mehr Grischel zum Sunnigpass, über die Längsmoräne auf die Almagelleralp und auf einen wohlverdienten Durstlöscher zurück ins Tal.

Cresta Biwak – Saas-Almagell. Dauer: 12 Stunden und 12 Minuten.

Tausend Dank, Samuel, Eelco und Simone für die Organisation. Danke Diana und Susanne für die gute Zeit am Fels – es hat echt Spass gemacht mit euch unterwegs zu sein.

Tourenleitung Samuel
Seilführer Simone, Eelco
Bericht Adi
Fotos Alle
Teilnehmende Diana, Susanne, Adi
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