Haltet an scharfen Graten eure Kameras fest

  

Alles fing ganz harmlos an und so trafen wir uns um 13h00 an der Gondelbahn „Oeschinensee“. Wie es sich als Bergsteiger gehört, fuhren wir erst mal mit dem Taxi zum Oeschinensee. Von da ab sind wir in einer Gluthitze Richtung Blüemlisalphütte 2843m aufgebrochen. Die Hütte liess uns bis vor dem Ziel nicht aus den Augen. Wir hatten also einen treuen Begleiter, der nicht näher kommen wollte. Als wir an den Oberbärglihütten ankamen, wurden wir endlich vom ersehnten Regen überrascht. Als Unterschlupf diente ein Stall und wir genossen die erste stinkige Pause.Nach dem kurzen Regen ging es weiter auf eine Gletschermoräne und Dominic zeigte uns seinen Lieblingsplatz in der Gegend. Wir genossen die atemberaubende Aussicht in Richtung Blüemlisalpgletscher, Blüemlisalphorn, Wyssi Frau, Morgenhorn, Fründenhorn, Oeschinenhorn und vieler weiteren Berühmtheiten des Berner Oberlandes.

Zum Schluss ging es im Schweinsgalopp die letzen 400 Höhenmeter in einer ¾ Stunde zur ersehnten Hütte. Dort wurden wir mit einem Willkommenstrunk empfangen und wir tranken unser erstes Bier mit Grapefruit, das uns Urs und Theo empfahlen. Das Getränk kann ich übrigens jedem empfehlen, da es um einiges erfrischender schmeckt als Panaché. Anschliessend erkundeten wir die ersten paar 100 Höhenmeter über dem Blüemlisalpgletscher. Der Hüttenwart meinte zwar immer der Spur nach, jedoch stellt sich dann am nächsten Morgen heraus, dass die Spur ab einer Höhe von ca. 3000m verlaufen hatte.

Wir stärkten uns bei einem hervorragenden Essen und tranken gemeinsam eine Flasche Wein. Irgendwann fing dann das Fussballspiel Uruguay gegen Deutschland an und es wurde Zeit ins Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen um 02.45 Uhr war Tagwache. Jeder stärkte sich in kurzer Zeit, so dass wir pünktlich um 03.30 Uhr aufbrachen Richtung Morgenhorn. Ich selbst hatte ein recht hohes Sicherheitsgefühl, da wir 5 Tourenleiter waren und ich eben als Tourengeher. Bei einer Höhe von 3000m kamen die 3 Zweierseilschaften kurz ins Stocken, da wir vor lauter Spalten den Weg suchen mussten. Aber wie gesagt, bei 5 Tourenleitern kein Problem. Irgendwann standen wir vor dem Morgenhorn Nordgrad, den wir gut analysierten und den schwierigen Passagen rechtzeitig auswichen. So erreichten wir recht zügig nach 3 Stunden das Morgenhorn 3623m. Allerdings mit Verlust von einer Kamera.

Die Bilder, welche wir schiessen durften, waren atemberaubend und somit war der Verlust gross.

Vom Morgenhorn konnte dann die Blüemlisalptravesierung beginnen. Mit kombiniertem Gelände war der Grad sehr interessant. Man hatte kaum Pausen und musste sich voll konzentrieren, denn die Ausapperung war schon recht weit fortgeschritten. Wir mussten wacklige Wechten übergehen oder schuttige Grate übersteigen. Einigen Stellen waren sauber mit Stangen oder Bohrhaken abgesichert. Und so klettern wir im II Grad der Wyssi Frau 3650m entgegen. Kurz vor der Wyssi Frau war ein Übergang von einer Wächte auf Fels.

In Richtung Gipfel durchfuhr Diana plötzlich ein stechender Schmerz in der Wade. Wir vermuteten einen Muskelfaserriss, doch Diana quälte sich weiter. Für jeden stand fest, Diana sollte mit dem Heli abtransportiert werden. Doch sie weigerte sich und meinte, wir sollten über die Wyssi Frau Nordgrad abseilen. Somit war der Plan klar, Diana, Dominic, Conni und ich machten uns auf eine heisse Abseilpiste mit kombinierten steilen Firn und Felspassagen den Nordwestgrat hinunter. Urs und Theo hingegen schalteten den Turbo ein und beendeten die Traversierung mit dem Blüemlisalphorn. Die Sicherungstangen nahmen kein Ende und wir verloren viel Zeit. Endlich an der letzen Sicherungstange angekommen, seilten wir uns über einen steilen Firnrücken ab, der zum Teil eisig war. Doch die 3 Tourenleiter hatten alles unter Kontrolle, ausser mir, denn auch bei mir verabschiedete sich die Kamera Richtung Bergschrund.

Beim Abseilen über den Firn verloren wir viel Zeit, da wir oft Eisschrauben setzen mussten. Die Oberfläche war teilweise schlecht mit dem Eis verbunden oder wir hatten eben Blankeis. Aber auch diese Hindernisse meisterten wir und so ging es immer weiter Richtung Blüemlisalpgletscher. Zum Schluss musste noch eine Schutthalde überklettert werden bis wir uns die letzen Meter zum Gletscher abseilten und Richtung Hütte stapften. An der Hütte angekommen machten wir erst mal eine ausgiebige Pause und Diana versuchte den Fuss einigermassen zu kurieren. Diese Frau muss eine Willenskraft besitzen, was man mit Sicherheit nicht jedem zutrauen kann, und so stiegen wir uns gemeinsam die 1300 Höhenmeter ins Tal. Diana voraus und wir mit mitleidenen Blicken hinterher.

Insgesamt war es für mich eine lehrreiche Tour, die nach Wiederholung schreit, um auch die letzten Teil der Traversierung in Angriff zu nehmen. Ansonsten kann ich euch nur empfehlen, haltet eure Kameras gut fest und klettert 2 Tage vorher keine 50 Seillängen, dann gibt es keine so grossen Verluste wie auf unsere gemeinsamen Tour.

Daniel

Tourenleiter Diana Zurbriggen
Bericht Daniel Lutz
Fotos Diana Zurbriggen, Dominic Anthamatten
Teilnehmer Dominic Anthamatten, Diana Zurbriggen, Daniel Lutz, Connie Trinkler, Theo Kuonen, Urs Kuonen