Auch bei zweifelhaften Wetter schön
Am 8. September trafen sich 25 Personen morgens um 07.30 Uhr in Saas-Grund. Trotz etwas zweifelhafter Witterung fuhren wir mit unseren Privatautos voller Tatendrang auf den Simplonpass. Während wir 15 Wanderfreunde losmarschierten, fuhr unsere Klettermannschaft nach Gondo. Bald schon teilten sie uns per Handy mit, dass das Klettern wegen nassem Gestein zu gefährlich sei. In Simplon-Dorf warteten sie auf uns. Nur Reini lief uns entgegen. Dank Daniels exakter Ortsbeschreibung (Zaun mit gelbem Band) fand uns Reini auf Anhieb. Ein leichter Nieselregen, der uns zu noch mehr Schönheit verhalf, begleitete uns hinunter zum Gabi.
Elsbeth, die treubesorgte Hauswirtschafts-Fachfrau, erinnerte uns daran, dass schon Essenszeit wäre. Bei einer alten Salzsuste erleichterten wir unsere Rucksäcke. Das Wetter zeigte sich in der Zwischenzeit wieder von seiner besten Seite.
Der abwechslungsreiche, neuerichtete Stockalperweg durch die Gondoschlucht war schlichtweg ein herrliches Erlebnis. Wir wanderten über stabile Laufstege und neue Stahlbrücken, tief unter uns das blaue, klare Wasser der Doveria. Andrés Urschrei halte an den steilen Felswänden wieder. Wir durchquerten auch einen längeren Tunnel einer militärischen Anlage. Gegen 14.00 Uhr erreichten wir Gondo. Hier gab es dann die grosse Überraschung: Besuch der Goldminen im Zwischbergental. Sie waren von 1892 bis 1897 in Betrieb. Geführt vom Grenzwächter Gruber Rolf, ausgerüstet mit Taschenlampen und Helm, begaben wir uns in den etwa 120m langen Tunnel. Vor allem unsere jungen Teilnehmer leuchteten in alle Ecken, um doch noch ein winziges Stücklein Gold zu entdecken, umsonst. Das 11’000’007 Jahre und einige Monate alte Gestein gab nichts her.
Auf dem Weg zurück, berichtete Herr Gruber von den luxuriösen Kutschenfahrten von Paris nach Gondo. Passagiere waren reiche Aktionäre, die wegen Vorspiegelung falscher Tatsachen arg übers Ohr gehauen wurden. Worldcom lässt grüssen, also doch nichts Neues unter der Sonne. Wir hörten einiges über das mondäne Gondo, mit elektrischem Strom (in Paris war’s nur Gasbeleuchtung) und eigener Telegraphenstation. Auch wenn unsere Gesichter etwas skeptisch dreinschauten, laut Geschichtsbüchern war es wirklich so. Unten im Talgrund trafen wir auf die Ruinen des Direktionsgebäudes, verschiedene andere Gebäude und auf fünf recht eindrucksvolle Goldmühlen. Die Frage nach der Unterkunft der «Pariser» wurde restlos geklärt.
Hier noch eine, lustige, scheinbar wahre Episode, die in den Pfarrbüchern von Gondo verewigt ist: Das älteste Gewerbe der Welt blühte zu jener Zeit auch in Gondo. Der brave Pfarrer von Gondo wies die Leute zurecht und teilte dies auch dem Bischof mit. Umgehend erhielt er Antwort vom Bischof, dass er recht gehandelt habe, aber er sollte doch ein Auge zudrücken, da dieselben Leute auch den Opferstock in der Kirche füllten. Der Zweck heiligte schon damals die Mittel.
Das Fazit der Goldminen-Geschichte: Es wurde 50 kg Gold gefunden, Wert ca. CHF 750’000. 5 Millionen Franken Aktienkapital gingen verloren, viele Familienväter verloren ihren Job, 1897 wurde die Goldmine geschlossen.
Gegen 18.30 Uhr trafen wir wieder in Gondo ein. In der Gewissheit einen erlebnisreichen Tag mit dem SAC Saas verbracht zu haben, fuhren wir heim.
Paula Burgener