Vom Susten- zum Furkapass – hallo?!

Zum offiziellen Tourenstart um 6:48 stieg ein einsamer Eelco mutterseelenalleine in Brig in den Zug ein. Nach und nach stiessen dann jedoch all seine Schäfchen, eins nach dem anderen, zu ihm, so dass wir beim Steingletscher auf dem Sustenpass schon fast komplett waren und das Warten auf unser letztes Herdenmitglied für einen dringend benötigten Kaffee nutzten.

Im prächtigsten Sonnenschein ging es zunächst gemütlich zum Einstieg des Klettersteigs, welcher uns vor spektakulärer Kulisse fast direkt vor den Eingang der Tierberglihütte führte. Dort erwartete uns „Schwänkel-Gisi“ in ihrem beinahe komplett in Plastik gehüllten Reich mit einer laminierten Liste der Hausregeln. (Falls Corona auf gemütliches Ambiente und stilvolle Einrichtung stehen sollte, wäre man da oben auf jeden Fall gut geschützt!) Bier schmeckt aber zum Glück auch aus Plastikbechern und Wetter & Aussicht waren so schön, dass man sich eh  nur für ein allfälliges Nickerchen ins Innere der Hütte begab (und mit geschlossenen Augen merkte man dann nur noch, dass die Betten (coronabedingt) ungewöhnlich breit waren – was ja super ist). Zum Abendessen machte sich „Schwänkel-Gisi“ dann doch noch auf Herzens-Eroberungs-Tour und diejenigen, die sie mit dem spendierten Shotglas mit Hauswein zum Apéro (böse Zungen behaupten zwar, es wäre Apfelessig gewesen – wobei das ja scheinbar gesund wäre;) ) noch nicht im Sack hatte, kriegte sie spätestens mit dem Mini-Donut zum Dessert. Nach einem traumhaften Sonnenuntergang dann ab in die Federn, denn am nächsten Tag soll‘s zeitig los.

Das Motto „Mini“ und „Plastik“ zog sich dann auch durchs Frühstück – aber wer achtet im Halbschlaf schon auf so Zeug?! Als uns dann mit den ersten Sonnenstrahlen auch die Lebensgeister so langsam erreichten, waren wir schon mitten auf dem Gletscher, wo wir in der wunderschönen Morgenstimmung gemächlich Richtung Sustenhorn stapften. Spätestens aber auf dem Gipfel, mit seiner atemberaubenden 360°-Aussicht, strotzten wir dann alle wieder vor Energie und Glück. Im Freudentaumel ging’s dann ziemlich schnell übers Sustenlimi Richtung Chelenalptal. Mit beiden Steigeisen fest an den Füssen (was an diesem Tag scheinbar nicht alle Steingletscher-Gänger so souverän geschafft haben – hallo?!), verliessen wir kurz darauf Schnee und Eis und steuerten auf direktem Weg die Chelenalphütte an. Das in diesen Tiefen herrschende, nahezu tropische Klima und die herzliche Gastfreundschaft von ChelenalPetra und ihrer Familie verführten zum Biertrinken auf der sonnenüberfluteten Terrasse der charismatischen Berghütte …und auch wenn wir bereits vor dem Mittag ankamen, verlor diese Verführung ihren Reiz den ganzen Tan lang nicht. (Die Muskeln waren an diesem Tag wohl die letzten Körperteile, die Gefahr liefen einen Kater zu kriegen.)

Tag 3 sollte dann zeigen, ob wir nicht nur pausenlos fotografieren und ausdauernd dumm schwatzen, sondern auch sonst konditionell liefern können. Durchs Chelenalptal ging’s zum Göscheneralpsee, über dem bald die Sonne aufging und die Umgebung in eine goldene Morgenstimmung tauchte. Diese bezaubernde Stimmung hielt für gefühlte 5 Minuten an, ab da tauchte uns die Sonne vor allem noch in gleissende Hitze – bzw. in unseren eigenen Schweiss, der aus allen Poren floss. Im Aufstieg zu Älprigensee hinterliessen wir wohl eine schweissigsalzige Spur, an der sich die lokalen Bergziegen heute noch laben. Aus gesundheitlichen Gründen musste uns vor diesem schweisstreibenden Aufstieg leider ein Herdenmitglied frühzeitig verlassen, sodass wir ab sofort nur noch zu fünft unterwegs waren. (Der Sechste berichtete noch vor unserem Erreichen des Gipfels von seiner gesunden Ankunft zu Hause und rieb uns fantastische Geschichten von frischen Duschen und kaltem Bier unter die Nase.) Über festeres und loseres Geröll, steile Schneefelder und ein paar finale Felsblöcke erklommen wir schliesslich unser lohnendes Gipfelziel. Nach einem kurzen Rast ging es über schuttiges Geröll runter zur Winterlücke, weiter über Sumpf, Weide und schliesslich durch den Wald hinab nach Realp und schnurstracks zum romantischen „Töfftreff“ direkt an der Passstrasse, wo wir beim anhaltenden Motorenlärm und Abgasgestank der wiedererreichten Zivilisation auf eine super schöne, abwechslungsreiche und geniale Tour anstiessen, bevor wir uns die kühlen Getränke gierig in die Rachen kippten.

Hallo?! Was für eine Tour! Null-plus-ultra!

Tourenleiter Eelco
Seilführer Alessandro
Bericht Ando
Fotos Alle
Teilnehmer Ando, Lorenz, Martin, René
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