Am erschtu Sunntag im Heiwmonat
Wir fahren über den Simplon oder laufen über den Monte Moro. Wir passieren die Landesgrenze. Wir zücken unsere Identitätskare und schon befinden wir uns im Ausland, in einem „fremden Land“ mit einer anderen Kultur, mit einer anderen Sprache. Dennoch, oder gerade deswegen, ist uns Pudelwohl.
Ich hab mich schon oft gefragt, was den der Reiz unseres Reiseziels Macugnaga ausmacht. Das Klima ist spürbar milder als im Saas, die Gemüsegärten sind reichhaltiger, es reifen Früchte wie Zwetschen, Äpfel usw. Die lauen Abende laden zum Verweilen auf der Piazza.
Gleichzeitig sind die umliegenden Berge höher und mächtiger als die unsrigen. Der höchste Punkt mit seinen 4634 Metern über Meer thront direkt über dem Kirchturm. Die Ostwand der Monte Rosa lässt mich jedesmal erschaudern und ich weiss wovon ich spreche. Die nahen Gletscher, welche man vom Dorf aus in einem einstündigen Fussmarsch erreichen kann, sind immer noch gewaltig und furchteinflössend. Im Dorf hört man das ewige Rauschen der mächtigen Bäche, welche dem Mittelmehr zuströmen.
Es ist aber auch die Geschichte dieses Dorfes und deren Menschen, die fasziniert. Ihre Geschichte ist auch unsere Geschichte. Ich denke an die vielen Saaser, welche auf dem Friedhof beim 700 Jahre alten Lindenbaum in Macugnaga ruhen.
Diese gemeinsame Geschichte verbindet. Die Macugnäer sind sich ihrer Wurzeln durchaus bewusst. Sie freuen sich, wenn Menschen aus ihrer alten Heimat zu Besuch kommen. Wir fühlen uns jedesmal hoch willkommen. Wir geniessen es hier zu sein, wir geniessen es bei diesen Menschen zu sein.
Kein Wunder, dass einige von uns schon für die nächste fiera san Bernardo gebucht haben.
Auch die diesjährige fiera san Bernardo wurde von einer stattlichen Zahl Saaser, viele davon vom SAC Saas, besucht. Nicht weniger als 18 Trachtendamen und -herren wohnten diesem Feiertag, welcher dem Schutzpatron der Alpinisten geweiht ist, aktiv bei.
Und das ist gut so, denn Alpinismus ist weit mehr als eine Frage von Höhenmetern, erklommenen Gipfeln, bewältigten Schwierigkeiten usw. Alpinismus, wie ich ihn verstehe, ist viel weitläufiger, er beschäftigt sich mit Kultur, mit Botanik, mit der Fauna, mit Geologie, Glaziologie, Geologie, mit Geschichte etc. Etc. Die ersten „Fremden“, welche unsere Täler erwanderten, waren nämlich nicht Alpinisten, sondern Forscher, Maler und Naturliebhaber.
Ich möchte es abschliessend nicht unterlassen, allen die an diesem Anlass teilgenommen und zu dessen Gelingen beigetragen haben, danken. Danke für die Gesellschaft, danke für die gute Laune, danke für die Gemeinschaft an diesem Wochenende.
Unser Dank gehört aber auch den Gastgebern am Fusse der Monte Rosa
André Zurbriggen