Sehr ausgesetzt, aber gut gesichert

Diese Tour stand schon lange auf meiner Wunschliste, und entsprechend gross war auch meine Vorfreude. Wir trafen uns um 08.00 Uhr in St. German, wo wir Marios Auto parkten und mit unserem  Auto nach Leiggern, oberhalb Ausserberg, weiterfuhren.

Mir war klar: Ein gemütlicher Sonntagsspaziergang würde das für mich nicht werden. Die Nasenlöcher sind eine Bergtour, eine einfache zwar, aber eben doch eine Bergtour und somit schon ein Zacken anspruchsvoller als die Wanderungen, die ich sonst so unternehme. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte übrigens ebenfalls besser zu Hause bleiben. Praktisch die ganze Tour ist sehr ausgesetzt, ein Ausrutscher im falschen Moment könnte böse enden.

Zum Glück blieb keine Zeit, mir allzu viele Gedanken deswegen zu machen, denn beim Trosibodu mussten wir den Klettergurt montieren und bald darauf auch anseilen. Ab dann hiess es sich konzentrieren, Füsse gut setzen und ein gleichmässiges Tempo einhalten, damit der Seilnachbar nicht unnötig hin- und hergezerrt wird. Der Weg ist sehr interessant angelegt, wir kletterten an mit Eisenketten gesicherten Felswänden hinunter, an Fixseilen vorbei und mehrere luftige Passagen waren mit Bohrhaken zur Sicherung ausgestattet. Die Gegend ist sehr wild, ursprünglich und einsam. Die nächsten Berggänger sollten wir erst viel später auf der Südrampe antreffen. Nach ungefähr einer Stunde waren wir bei den Nasenlöchern angekommen.

Nach einer kurzen Stärkung kletterten wir das linke Nasenloch hoch, immer darauf achtend, nicht zu sehr nassgespritzt zu werden. Die Felsen waren trotz Nässe erstaunlich griffig, und wir kamen gut voran. Auf einmal war dann aber Ende im Gelände. Wir standen vor einer mannstief mit Wasser gefüllten „Badewanne“. Im klaren Wasser sah man Holzschwellen liegen. Wie diese wohl hier hineingekommen waren? Die Sage gibt darauf eine mögliche Antwort. Und jetzt, wie weiter? Mussten wir wirklich durch diesen Pool schwimmen, um wieder aus der Höhle zu gelangen? Drei Viertel der Tourengruppe schauten wohl ziemlich dumm aus der Wäsche, nur Daniel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hatte natürlich den Ausgang längst gesichtet (ein paar Meter zurück und dann links hoch), wollte sich aber wahrscheinlich unsere erschrockenen Blicke nicht entgehen lassen. Der Ausstieg durch das sogenannte Ohr war dann so eng, dass wir auf allen Vieren kriechen mussten, und entsprechend schmutzig kletterten wir wieder ans Tageslicht.

Das bisschen Dreck war es aber auf jeden Fall wert gewesen, da waren wir uns alle einig. Die Kletterpartie durch die Höhle ist wirklich sehr speziell, und wo kann man sonst in der Nähe noch eine vergleichbare Tour machen? Zum Glück gibt es sie noch, die Abenteuer direkt vor unserer Haustüre!

Für den steilen Abstieg ins Bietschtal war dann nochmals Aufmerksamkeit gefragt. Im Talgrund angekommen, verstauten wir Seil und Klettergurt im Rucksack und wanderten talauswärts. Beim Bietschtalviadukt trafen wir auf die Südrampe, und mit ihr auch, wie bereits erwähnt, auf die ersten Wanderer des Tages. Wir verliessen die Wanderautobahn aber schon bald wieder und stiegen nach St. German ab, wo Daniel im Restaurant Lauber für 13.00 Uhr einen Tisch reserviert hatte.

Um 12:50 Uhr standen wir vor dem Restaurant, Daniels Zeitmanagement war also perfekt aufgegangen. In der Gaststube liessen wir uns mit feinen Wildspezialitäten verwöhnen, bevor wir dann mit Mario nach Leiggern fuhren, um unser Auto wieder abzuholen. Genauso sieht für mich ein perfekter Tag aus: Zuerst eine coole Tour, dann ein feines Essen. Was will man mehr?

Ein grosses DANKESCHÖN an Daniel für die kompetente Organisation und Führung der Tour, ich habe mich bei dir am Seil immer wohl und sicher gefühlt. Ebenfalls merci vielmals allen drei Herren für die sympathische Gesellschaft auf dieser tollen Tour.

Tourenleiter Daniel
Bericht Bea
Fotos Alle
Teilnehmer Bea, Christian, Mario, Daniel
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