6.5 x 4000
Wir trafen uns am Donnerstag den 6.7., nicht allzu früh, am Bahnhof Brig. Wir, das waren Hannes (der Bergführer), Gabi, Rolf, Petra und ich (Karin). Nach einem Cappucino gings mit dem Zug los nach Domodossola. Es folgte der anstrengendste Teil des Tages: die Taxifahrt nach Alagna. Angeleitet vom Navi des Taxifahrers schlängelten wir uns auf kurvenreichen Landstrassen gut 1.5 Stunden durch abgelegene Hügel (ob dies wirklich der direkteste Weg war müsste man noch eruieren). Während sich die Gondeln in Alagna gerade noch in der Mittags-Siesta befanden, brachten die Panini im Caffè delle Guide uns wieder zu Kräften. Nichtsdestotrotz liessen wir uns dann hinaufbefördern zur Punta Indren, von wo aus wir die letzten Höhenmeter bis zur Mantovahütte im Nu bewältigten. Bei einem grossartigen Apéro stiessen wir an, auf La Dolce Vita und die kommenden Tage. Spaghettizähler: 0.
Die Nacht auf 3500m war leider nicht für alle gleich erholsam, und so mussten wir uns trauriger-weise bereits am Freitagmorgen wieder von Gabi und Rolf verabschieden. Nur noch zu dritt zogen wir dann weiter und nahmen bei strahlendem Wetter die ersten Gipfel in Angriff.
Wir bestiegen die Vincentpyramide 4215m, kletterten aufs Balmenhorn 4167m (jaja, kein eigenständiger 4000er – aber hey, es gibt da immerhin eine Jesusstatue!), kämpften uns auf allen Vieren mit dem Pickel die steile Schneeflanke zum Corno Nero 4321m (inkl. Madonnenstatue) hinauf und wurden von Hannes über die Felsen abgeseilt. Zum Abschluss noch über den ausgesetzten Schneegrat auf die Ludwigshöhe 4341m, dann wars dies fürs Erste mit dem Sammeleifer. Zufrieden stiegen wir ab zur Gnifettihütte, was sich aufgrund des bereits weichen Schnees in den Spaltenfeldern gar nicht so einfach gestaltete. Spaghettizähler: noch immer 0.
Nach mehr oder minder erholsamem Schlaf in den dreistöckigen (!) Etagenbetten starteten wir früh am Samstagmorgen (nein, wir waren nicht die Einzigen, aber Schlange stehen musste man zum Glück nur fürs Frühstücksbuffet). Bei eisigem Wind überschritten wir den langen Grat der Parrotspitze 4432m – Gewisse kämpften mit der Höhe, andere mit eingefrorenen Händen, doch Schrittli für Schrittli kamen wir auch da sicher wieder runter.
Hinauf ging‘s dann zur Margheritahütte 4554m, zuoberst auf der Signalkuppe. Das kam ganz gelegen – es gibt wohl kaum ein gemütlicheres Gipfelerlebnis als Cappucino in der warmen Stube. Und dann war der nächste bereits auch wieder der letzte Gipfel für uns. Ein Bisschen Grat, ein Bisschen Kraxeln – die Zumsteinspitze 4563m war ein würdiger Abschluss unserer 4000er-Serie. Im Eilschritt machten wir uns dann auf den Abstieg zur Monte Rosa-Hütte, vorbei an Elisa Tomelline die gerade den Rekord fürs höchstgelegene Pianokonzert aufstellte, über und um unzählige Spalten des Grenzgletschers, durch ein grosses Gletscherlabyrinth in dessen unteren Teil, und zuletzt hinab über felsige Wege. Bei Sonnenschein (für manche Augen zu viel davon) genossen wir den Nachmittag überwiegend auf der Terrasse.
Besonders erwähnenswert noch die Tatsache, dass es uns mit viel Tücke gelungen war, uns so in den Betten zu positionieren dass wir niemandes Füsse am Kopf hatten. Entsprechend war die letzte Nacht eigentlich ganz erholsam. Spaghettizähler: lassen wir das, ist ja eine Schweizer Hütte. Zum Glück gab‘s Pasta zum Hauptgang, immerhin. Aber wieder keine Spaghetti.
Am Sonntagmorgen folgte bei Nebel und intermittierenden Regenschauern nur noch der Rückweg zum Rotenboden, von wo aus uns die Bahn hinunter nach Zermatt brachte. Und alles endete wie es begann: mit einem Cappucino. Und zuhause gab‘s endlich – Spaghetti.
Karin