Routenwahl mit Suchtpotential
Pünktlich trafen wir uns, aus verschiedenen Richtungen kommend, in Martigny und fuhren anschliessend über den Grand-St-Bernard ins Aostatal und danach in das langgezogene Valsavarenche bis nach Pont (1956m) wo uns als erstes eine Gämse begrüsste. Nach der kleinen Stärkung in Form eines «Luzärner Birreweggens» legten wir den Aufstieg zum Rifugio Vittorio Emanuele II (2735m) wohlwissend zügig zurück. Kaum waren wir in der Hütte, ging ein Platzregen nieder. Später stiegen Eelco und Alessandro nochmals in die Bergschuhe um den Toureneinstieg in den «Kamin» auf die Moräne hoch auszukundschaften. Das Nachtessen stärkte uns für die morgige Tour und schon bald pferchten wir uns, die Platzangst möglichst ausblendend, in das mikrokleine und enge Schlafgemach
Früh wie immer an einem Hochtourentag starteten wir um 04:30 Uhr. In langsamen aber stetigen Schritten, in Richtung Einstieg. Doch nach kurzer Zeit musste sich Roger eingestehen, dass es heute nicht sein Tag sei und er auf die Tour verzichten müsse. Hätte er dies nur 15 Minuten später getan, hätte wohl Alessandro mit ihm zur Hütte zurückkehren müssen. So konnte er selber umkehren und sich noch einmal dem Schlaf hingeben.
Der Aufstieg auf die langgezogene Moräne erwies sich als ein sehr guter Entscheid. Waren wir doch beinahe alleine unterwegs und konnten weit unten die Lichterkolonne der unzähligen «Normalroutengeher» sehen. Der anschliessend luftig und sehr schön angelegte Klettersteig begingen wir alleine. Die Belohnung für diese Routenwahl war ein einzigartiges Panorama zu den uns bekannten Berggipfeln im Norden, den Gletscher unter uns und das Gipfelziel der heutigen Tour. Kurz nach dem Ausstieg aus dem Klettersteig mussten wir die erste grosse Spalte umgehen um anschliessend in die Route des Normalanstieges zu gelangen. Wir hatten unseren Spass, da Alessandro laufend über die «Restzeit» die uns bis zum Gipfel zur Verfügung steht total «emotionslos» mitteilte. Nach dem steilen Anstieg gelangten wir zum Bergschrund, welcher sich lang und sehr breit aufgerissen hat.
Nur dank eingerichteten Aluleitern konnte dieser ziemlich spektakulär überwunden werden. Dann die letzten Höhenmeter und wir wurden von der «weissen Madonna» auf dem Gipfel des Gran Paradiso (4061m) begrüsst. Was für ein wunderschöner und magischer Moment, zusammen mit Kollegen zuoberst auf dem Berg zu stehen, und dies mit einem Foto und einem «Schnupf» zu feiern.
Der anschliessende Abstieg begingen wir sehr zügig über die Normalroute. Nach dem Lehrgang «wie setzt man Eisschrauben» und einer kleinen Pause stiegen wir über den geröllartigen üblen Hüttenweg und gleichzeitig viele Höhenmeter vernichtend ab. Dank der sorgfältigen und weisen Routenwahl (Moräne und Klettersteig) mussten wir diesen Weg am Morgen nicht hochgehen und konnten lange alleine am Berg unterwegs sein. Nach dem wohlverdienten Zvieriplättli in der Hütte stiegen wir, wieder vereint, nach Ponte ab. Da uns die weite Heimreise nach so einer schönen Tour zu lange schien, fuhren wir nur bis nach Aosta und liessen den Tag in einem schönen Hotel im Whirlpool und einem feinen Essen ausklingen.
Herzlichen Dank an Tourenleiter Eelco und den Seilführer Alessandro für die Planung und das Ermöglichen dieser wunderschönen Tour auf den Gran Paradiso. Ich werde diese Tage nicht vergessen.
Tourenleitung | Eelco |
Seilführer | Alessandro |
Bericht | Peter |
Fotos | Eelco, Peter |
Teilnehmende | Roger, Peter |