Unsere gemeinsamen Wurzeln verbinden «alte Saaser»

 

Die Fiera san Bernardo ist ein Fixpunkt im  Veranstaltungskalender von Macugnaga. Zwei Tage Kultur mit Vorträgen, Marktbetrieb und natürlich der Messfeier mit anschliessender Prozession am Sonntag prägen das Programm.

Verschiedene Folkloregruppen aus den sieben Tälern der Monte-Rosa geben sich jeweils ein Stelldichein. Auch eine stattliche Gruppe von nicht weniger als 19 Teilnehmern aus dem Saastal wohnte in der Ausgabe 2014 diesem traditionellem Anlass bei.

Die ganz Wackeren unter uns nutzten die Gelegenheit um auf dem Monte-Moro-Pass dem Skifahren resp. dem Snowboarden zu frönen. Das kleine Sommerskigebiet besticht vor allem durch die imposante Landschaft und dem Charme der gastlichen Berghütte, sicher ein besonderes Erlebnis mitten im Sommer.

Die zweite Staffel der Saaser Delegation peilte vorerst Domo an, wo man zum ersten Mal in diesem Jahr so richtig den Sommer spüren konnte. Nach der obligaten Pizza ging’s weiter Richtung Macugnaga.

Unsere langjährigen Freunde Roberto Marone und Eduardo Morandi führten uns durch das Dorf. Sie wussten viel Interessantes aber auch Amüsantes zu erzählen. Dabei kamen wir in den Genuss des echten Walserdiitsch, ein wahrer Ohrenschmaus.

So wissen wir jetzt, wie das damals 1639 war, als  Mitten im Winter in ganz Macugnaga kein einziges Gebäude mehr intakt war, als die Menschen ohne Vorräte, ohne ein Dach über dem Kopf, ohne Futter für das Vieh dastanden. Ein fürchterliches Feuer, hatte das ganze Dorf zerstört. Doch die Walser gaben nicht auf und haben Macugnaga neu gebaut.

Wir wissen mittlerweile auch wo die Diebe begraben sind, diesen ist ein besonderer Platz auf dem Friedhof vorbehalten. Eduardo wusste aber auch von den Goggwärgini zu erzählen, welche den Menschen bei ihren Arbeiten behilflich waren. Da ihre Füsse nach hinten schauten wurden sie deshalb einmal von einem unachtsamen Menschen verspottet.

Seither haben sie sich zurückgezogen. Nur noch zwei Familien werden ab und zu im Kippitalguffer am Lago Secco gesehen. Die Frau von Eduardo versorgt sie ab und zu mit ein paar Lebensmittel, letztes Jahr hat sie die Zwerge zudem mit neuen Hosen ausgestattet.

Eduardo führte uns auch in die Kunst des Brotbackens im Gemeinschaftsofen ein. Jedes Jahr anlässlich der Fiera San Bernardo bereitet er das Freundschaftsbrot zu. Natürlich konnten auch wir davon kosten.

Unser Walser Freund hatte noch viele Geschichten auf Lager. So erzählte er uns, wie er in der Schweiz bei einer Baufirma arbeitete. Sein Freund hielt die Mauer, damit diese nicht einstürzte, Eduardo holte sich in der Zwischenzeit schnell den „Zahltag“ auf dem  Büro ab. Der Schalk in seinen Augen war nicht zu übersehen.
Am Sonntag war dann die heilige Messe mit der anschliessenden Prozession angesagt. Nach dem wir, die für uns reservierten Plätze in der Kirche eingenommen hatten, lauschten wir der Predigt des Bischofs von Aosta. Ihm fiel das lange Stehen sichtlich leichter als uns das Sitzen.

So waren wir froh, als endlich die Prozession losging.

Vor allem unsere charmanten Damen mit ihren edlen Trachten entpuppten sich dabei als die Stars des Tages. Sie vermochten sich der zahlreichen Fotografen kaum noch zu erwehren. Dabei  posierten sie wie Schifferer und Co, nur dass sie nicht so freizügig an- bzw. ausgezogen waren.

German wäre nicht German, wenn er nicht für uns ein reiches Apéro organisiert hätte, Vergält’s Gott. Dabei  gesellten sich auch immer mehr „alte Saaser“, deren Vorfahren den Weg über den Monte Moro wählten, um in Macugnaga eine neue Heimat zu finden,  zu uns. Wir schlossen neue Freundschaften. Die gemeinsamen Wurzeln verbinden uns auf sonderbare Weise, man muss sie einfach lieb haben, diese Menschen.

Alle empfinden eine ehrliche Freude, wir die Besucher aus der Schweiz, sie die Einheimischen aus Macugnaga. Wir waren wohl nicht das letzte mal z’Makana auf Besuch. Es war wie jedes mal, ein eindrückliches Erlebnis.

Ich möchte es nicht unterlassen allen Teilnehmern herzlich zu danken, unser Dank gehört aber auch Roberto und Eduardo für die liebevolle Betreuung und auch allen andern „Walsern“ für die herzliche Aufnahme ennet dem Monte Moro.

André

Tourenleiter André Zurbriggen
Apéro Germano uno
Bericht André
Fotos André
Teilnehmer Anni, Bernhard, André, Manuela, Adelheid, Dominik, Edith, Daniel, Franziska, Roland, Silvan, German, Elsbeth, Hilda, Raphaela, Zita