Wir versuchen’s wieder
Das Ziel der 2-tägigen Tour war der Tödi (auf Romanisch auch Piz Russein genannt), der höchste Gipfel der Glarner Alpen. Über dem Gipfel verläuft die Kantonsgrenze von Glarus und Graubünden. Er ist stark vergletschert und nur schwer zugänglich. Der Tödi gliedert sich in die drei aus der Ferne nur undeutlich hervorstehenden Gipfel Piz Russein (3614 m.ü.M., Westgipfel), Glarner Tödi (3577 m.ü.M., Ostgipfel) und Sandgipfel (3388 m.ü.M., Nordgipfel).
Die unsteten und unverlässlichen Wettervorhersagen haben es dem Tourenführer Philipp nicht einfach gemacht; schlussendlich entschied er kurzfristig, das Unterfangen Tödi in Angriff zu nehmen. Entsprechend schrumpfte die Gruppe auf wenige Teilnehmer und wir trafen uns am Samstagmorgen, bereits um 07:00 Uhr, in Tierfehd (806 m.ü.M. Ende des Linthals) ein. Da die Teilnehmer von Luzern, Zürich und Zug anfuhren, hieß es an diesem Tag früh aufstehen! Sofort waren wir uns alle sehr sympathisch, hatten diesselben Erwarten und stellten eine sehr homogen Gruppe dar. Einer erfolgreichen Begehung des Tödi stand also nichts mehr im Wege.
Das Ziel des heutigen Tages war der Winterraum der Fridolinshütte (2111 m.ü.M.), da diese noch nicht bewirtet war. Entsprechend schleppte Philipp den „z’Nacht“ (2kg Spaghetti ( 🙂 !) mit Pesto und der Schreibende das reichhaltige Morgenessen mit. Vollbepackt machten wir uns in den frühen Morgenstunden in Richtung Hütte auf den Weg. Entlang dem Sandbach und der malerisch verschneiten Landschaft schritten wir auf dem Wanderweg zielstrebig voran. Nach 1:30 Stunden und Bekanntschaften mit verschiedenen Gemsherden sahen wir den imposanten Tödi und somit unser Ziel vor uns.
Nach einem kurzen und steilen Abschnitt erreichten wir die Hochebene des Bifertenbach und der Ochsenstock zu unserer rechten Hand. Verschiedene spontane Lawinenabgänge der links liegenden steilen Felswände der Vorderi und Hinderi Schibe mussten passiert werden bis wir den Punkt 1633 erreichten. Bis dahin hatten wir bereits 13km zurückgelegt. Nun galt es nur noch den Steilhang bis zum Bifertengletscher zu bewältigen, gefolgt von einer kurzen Traverse und das Ziel, die Fridolinshütte, wäre erreicht. Am Fusse des Bifertengletschers war dann auch die Fridolinshütte bereits in Sicht. Beim Traversieren des Tentiwanghanges (28 – 35 Grad) mit Sicherheitsabständen bemerkte Philipp das eine und andere Wumm-Geräusch, obschon das SLF eine mässige (Stufe 2) Lawinengefahr attestierte.
Infolge des ungünstigen Geländes (Abgrund und nicht auslaufendes Gelände) der vor uns stehenden 100 Meter hatten wir ein ungutes Gefühl. Zwecks Beratung schlossen der Schreibende und Andreas zu Philipp auf. Die Mehrbelastung der Schneedecke führte zu weiteren Wumm-Geräuschen und Risse in der Schneedecke. Folglich musste nicht mehr lange überlegt werden, und obwohl die Hütte in Sicht und zum Greifen nahe war, entschlossen wir uns, die Tour hiermit abzubrechen. Viele Optionen hatten wir nicht, und der Abstieg erfolgte mehr oder weniger entlang der Aufstiegsspur. Nach 8 Stunden, 1240 Hm und 33 km erreichten wir doch ein bisschen erschöpft wieder unseren Startpunkt Tierfehd, wo wir uns ein grosses Bier gegönnt haben. Natürlich wurde der Entscheid, die Tour abzubrechen im Detail besprochen und unisono haben wir Philipp für den (sehr) mutigen Entscheid auf die Schultern geklopft. Als „Kompensation“ gönnten wir uns ein reichhaltiges und wohlverdientes gemeinsames Abendessen.
Wieder zu Hause und ein paar Tage später hat der Schreibende den SLF Wochenbericht konsultiert und festgestellt, dass wir das Richtige gemacht haben – Vielen Dank Philipp für Deinen Mut!
Aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben – wir versuchen’s wieder 😀