Rund um die Albignahütte

Mittwoch 01. August 2018 (Christine)

Nach mehr (ich) oder weniger (Connie, Patrick und Karin) langer Anreise sind wir im schönen Bergell angekommen. Mit der Seilbahn ging es von Pranzaira hoch zum Stausee Albigna. Oben angelangt bekamen wir die atemberaubenden Granitberge zu sehen: unsere «Projekte» für die nächsten Tage. Über die Staumauer und am Albigna Geist vorbei marschierten wir zur Albignahütte. Trotz ein paar dunkler Wolken machten wir uns auf zu den Seeplatten, da wir vor dem Nachtessen noch ein paar Seillängen klettern wollten. Die Kletterei erwies sich als plattig (Überraschung!), aber eher einfach und somit der ideale Einstieg in unser Albigna Abenteuer. Das Gewitter hielt sich zurück bis wir wieder auf der Hütte waren. Leider fiel das 1. August-Grillfest dem Regen zum Opfer. Aber die Bratwurst schmeckte auch in der Hütte prima. Bei einem Würfelspiel liessen wir den Abend ausklingen.

Donnerstag 02. August 2018 (Patrick)

Nach dem verregneten 01. August Abend zeigte sich das Bergell am nächsten Morgen von seiner schönsten Seite. Früh waren wir mit Karsten an der Staumauer verabredet, um die „Schildkröte“ zu erklimmen. Beim Abstieg von der Albignahütte hatte man bereits einen guten Blick auf die auf der anderen Seeseite stehende Wand. In der Nacht hatten einige noch nicht so gut in den fremden Betten schlafen können, so dass Karin zu diesem Zeitpunkt eher nur physisch anwesend war. Karsten war pünktlich vor Ort, und nachdem wir einen Teil seiner Sachen unter einem Fels versteckt hatten, ging es auch flugs auf dem weiss-blau-weiss markierten Weg gen Einstieg. Schon bald trafen uns die ersten Sonnenstrahlen, sodass Kleidung abgelegt und Sonnencrème aufgetragen werden konnte. Der Einstieg war recht schnell gefunden und die Seilschaften teilten sich zu Karin, Christine und Patrick als Seilführer in der ersten Seilschaft, sowie Connie und Karsten als hartnäckige Verfolger. Die Einstiegsseillänge und insbesondere die 6 Meter bis zum ersten Haken wirkten wie ein doppelter Espresso, so dass fortan auch Karin geistig präsent war. Für ein geschmeidiges Seilhandling wurde die Seilzweite rund 7 Meter vor Seilende des einen Doppelseils eingebunden, so dass fortan immer parallel Seil eingezogen werden konnte und am Stand und weiterklettern des Seilführers nicht durch Kuddelmuddel behindert wurde. Mit den gekletterten Höhenmetern stieg auch die Laune bei Karin, so dass sie sich am Ende angekommen sogar zu der Aussage: „Das hat Spass gemacht!“ hat hinreissen lassen. Der Abstieg war mit zweimaligem Abseilen und Blockfeldhüpfen schnell beendet. Wieder über die Staumauer, unter grimmigen Blick des Albigna-Geistes, ging es zurück zur Hütte, nicht jedoch ohne im Tümpel kurz vor der Hütte ein cooles Bad zu nehmen. Karsten hatte bei der Tourenplanung extra darauf hingewiesen, man solle doch die Badehose einpacken. Die Wassertiefe von maximal 40 cm erlaubte dann doch eher nur ein Badewannenfeeling, Schwimmversuche endeten eher in der Version „gestrandeter Wal“. Als Belohnung gab es auf der Hütte selbstgemachte Wähe.

Freitag 03. August 2018 (Karin)

Freitag sollte der Tag aller Tage werden, stand doch das Wahrzeichen der Region auf dem Programm: die Fiamma. Connie und Christine entschieden sich für den Zustieg über die Normalroute, was ihren Erzählungen zufolge wohl schön war, nur halt auch ein bisschen beliebt. Patrick, Karsten und ich trafen im unteren Teil der Spazzacaldeira auf die Nachzügler Jan und Simone und wählten schlussendlich in Anbetracht des besten Bohrhaken: Seilschaften-Verhältnis die Route “Dente-per-Dente“ (wobei dafür die tatsächliche Anzahl Bohrhaken gar nicht so hoch ausfallen musste, waren wir doch die Einzigen in der Route. Ruhm und Ehre den Vorsteigern!). Die Route war schön – und kräftig; Zahn um Zahn. Nach 8 abwechslungsreichen Seillängen im oberen 5. / unteren 6. Grad – von Platten über athletische Henkel und Schuppen bis hin zu Rissen – stiegen wir aus der ersten Wand aus. Über einfaches Klettergelände ging es dann hoch und höher
(und dazwischen ein bisschen runter), bis schliesslich jeder (teilweise auf dem letzten Zahn) bei der langersehnten Fiamma ankam. Nach- und auch miteinander wurde als dann die exponierte Granitzacke erklettert, und schlussendlich: oben. Ein wenig Glücksgefühl, ein wenig Entzücken, ein wenig weiche Knie – und selbstverständlich viele viele wunderprächtige Fotos. Das war sie dann also, die Fiamma. Der Abstieg zurück zur Hütte, zum Kuchen, zum Holunderblütensirup schien nur noch ein Katzensprung. Der Abend brachte einmal mehr feines Essen in guter Gesellschaft und der Tag endete glücklich, zufrieden – und müde.

Samstag/Sonntag 04. August 2018 (Jan und Simone)

Nachdem am Vorabend die Not-OP an Karstens Zehennagel geklappt hatte, konnte er sich morgens zumindest wieder mit seinen Bergschuhen anfreunden. In einem gemischten Doppel entschied er sich zusammen mit Christine den Pizzo Balzetto über den Südgrat zu besteigen. Gemütlich und ohne Stress machten sich die Beiden um kurz vor Acht auf den Weg. Etwas später zogen dann die schnelle Männertruppe mit Patrick und Jan und das Damentrio mit Connie, Karin und Simone los um den Biopfeiler zu erklimmen. Beide Seilschaften hatten sich die Via Classica ausgesucht. Diese erwies sich als eine tolle Route, teils zum Selbstabsichern, im feinsten Bergeller Granit. Risse, Dächer, Platten – es hatte von allem etwas und vor allem hat es einfach Spass gemacht. Nach dem Fussabstieg und ca. 1 Stunde Rückmarsch haben wir es uns auf der Hütte so richtig gut gehen lassen. Röschti, Kuchen, Kaffee, Bier und danach in den Liegestuhl oder baden im See. Toll. Am Abend (nach einem ganz hervorragenden Abendessen) und dem Pläne schmieden und Topos studieren für den letzten Tag gab es noch ein paar Runden Uno. Vor allem Karins Spezialregeln haben einmal mehr die Bauchmuskel strapaziert…und auch die Hände wurden nicht verschont 😉 Am Sonntagmorgen duftete die ganze Hütte dann nach frisch gebackenem Zopf. Ein super Start in den Tag… das Team auf der Albinga ist wirklich top! Jan und ich packten all unsere Sachen und machten uns auf den Abstieg, um noch einmal eine Route an der Spazzacaldeira (fast direkt am Staudamm) zu klettern. Der Hüttenwart hatte uns die Nuova via per Claudia empfohlen. Gut abgesichert mit Zuhilfenahme einiger Friends. Super MSL, einzig die Sonne – (möchte mich aber nicht darüber beschweren 😉 ) hat ganz schön an den Kräften gezerrt. Am Ende waren wir wirklich gar … aber mit einem Grinsen im Gesicht. Fast zeitgleich trafen wir dann um kurz nach 13 Uhr auf die anderen vier am Staudamm. Total zufrieden machten wir uns gemeinsam via Bähnli auf den Weg ins Tal. Genau wie die Anreise ging auch die Abreiselogistik voll auf. Karsten und Connie fuhren zusammen Richtung Chur und Karin, Christine und ich liessen uns von Jan ins Wallis zurückchauffieren- mit Stopp zum Gelati essen in Chiavenna. Über den Splügenpass an einem Sonntag im August ist auch ein Erlebnis für sich  🙂  🙂   🙂

Das Bergell ist definitiv eine Reise wert.

Tourenleiter Connie und Karsten
Bericht Siehe Bericht
Fotos Karsten, Simone
Teilnehmer Christine, Patrick, Connie, Karin, Karsten, Jan, Simone
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