feuchter Fels oder durch die Luftfeuchtigkeit komisch gewordener Gummi

Simone und Jan haben dieses verlängerte Kletterwochenende organisiert. Der Rest der Gruppe bestand aus Vedrana, Karsten, Patrick, Teresa, Angela, Sandra, Francine, Alex, Diana (Fidelis als Chauffeur und gute Seele mit kleinen Schimpftiraden) und mir.

Tag 1

Treffpunkt war am Freitag um 9 Uhr 30 vor dem Crai, dem Supermarkt in Arnad inkl. Kaffee, Toilettengang und Genepi-Begutachtung. Dann ging es zum Klettern am Paretone. Nach kurzem steilen Fussmarsch haben wir uns am Felsen in sechs 2-er Seilschaften verteilt und sind losgeklettert (Routen; Diretta al banana 5c+, Bucco del Orancia 5c+, Diedre Jacob 5c+), bei allen ca. 9 Seillängen in schönstem Wetter im T-Shirt. Dieser Felsen vermittelt ein erhabenes Gefühl über dem Tal.

Alex und mir bereiteten die Kletterfinken scheinbar am meisten Mühe, so dass wir teilweise die Füsse auf dem Felsen nach Chaplins Art aufsetzten, etwas jaulten oder Alex am Ende mit Bergschuhen kletterte. Bei den letzten Seillängen wurden alle noch fast weg- oder hochgeblasen. Nach kurzem Abstieg sassen wir  – nacheinander eintrudelnd – bei Bier und Essen an einem schönen Plätzchen beisammen (Forte di machaby).

Später fuhren wir zu unserer Unterkunft, dem Maison de Noé. Das ist ein charmantes, stilvolles B&B Guesthouse oberhalb von Arnad, mit Esel, Ziegen, Hasen, Hunden, mindestens einem Skorpion und weiterem Getier. Karsten, Jan und ich stellten uns zum Esel und fragten uns, wer von uns Vieren der grösste …. ist.

Abends schlugen wir in einer Pizzeria in Arnad zu beim Essen und luden unsere Batterien wieder auf mit Spezialitäten aus dem Aostagebiet: Lardo – weisser Speck (gell Karsten), Kastanien, eine der 30 Pizzas, grossen Salatschüsseln, Tiramisù, Merlot und Genepi usw. Es war ein Genuss. Die Kellner trugen zur Unterhaltung das Ihrige dazu bei, im Stil zwischen Commedia dell‘arte und absurdem Theater. Alle trugen die Maske auf „halb 8“, das heisst, als Schnauzschutz und der kleinere der beiden hat unsere Bestellung öfters mal ungläubig uns musternd aufgenommen und dann eventuell in einer Zeichnung festgehalten… Als schlussendlich alles richtig gebracht wurde, staunten wir über seine magischen Notizen. Danach ab ins Bett…zum Esel.

Tag 2

Der Vierbeiner hat am nächsten Morgen die Arbeit des fehlenden Hahnes (anders als bei den Bremer Stadtmusikanten) übernommen und uns rechtzeitig geweckt. Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir los und teilten uns in 3 Sektoren zum Klettern auf. Ich ging mit Jan, Karsten und Alex in die Grotta, wo wir bei Nebel und tiefen Temperaturen den Film „Gorillas im Nebel“ nachspielten und uns zwischendurch an Routen zwischen 4 – mit Bergschuhen – und 6a+ mit Namen wie Ballerina (4 Männer) abarbeiteten. Alex und ich kletterten zwischendurch mit einer Ameise um die Wette und gewannen, glaub ich.  Alex vollführte dann noch einen Hasensprung im Vorstieg!

Einen Nebenschauplatz erhielten heute die Expressen. Wir in der Grotta hatten drei Seile und etwa 12 Expressen, weil alle anderen Expressen in verschiedenen Autos deutlich weiter unten im Warmen ruhten. Kurz darauf kam Angela vom oberen Sektor wie die Feuerwehr heruntergerannt und erzählte uns leidenschaftlich, dass sie niemals ihre 14 Expressen aus dem Rucksack nähme… ausser Gestern! Sie stehe nun mit bloss 4 Stück da, ob wir ihr mit 5 oder 6 Expressen aushelfen könnten. Vier gutmütige Männer taten dies mit 6 Exen und bastelten danach noch mehr herum als vorher mit Schlingen und Schraubkarabiner. Wer weiss, was passiert wäre, wären noch leidenschaftlichere Italiener gekommen und hätten noch dramatischer um Exen gebeten! Später half jedoch Patrick mit 4 Stück noch aus.

Das Frauenteam, welche eine andere MSL-Route kletterte, hatte besser gepackt. Der Bericht von Vedrana über die Tommy-Tour ist am Ende zu lesen.

Ein voller Tag neigte sich dem Ende zu und wir beschlossen ihn mit einem Menu in Arnad.

Bericht von Vedrana, über die Tommy-Tour:

4 Mädels und Tommy, eine der längsten Mehrseillängen-Routen im südlichen Aosta-Tal. 14 Seillängen, 17 Exen (20 wären besser) und 520 m, so lauteten die nackten Zahlen am Samstag. Da die gute Vorbereitung die halbe Sache ist, haben sich manche Mädels ein Doppelfrühstück erlaubt – es komme was wolle. Von Fidelis abgesetzt, liefen wir 20 Min zum Einstieg. Ein Blick nach oben – aha da ist das befürchtete Dach. Diana und Simone stiegen vor. Francine und ich durften uns noch ein bisschen mental auf die feuchte Platte vorbereiten. In der ganzen Route hatte man Zeit zu überlegen was besser ist – der feuchte Fels oder durch die Luftfeuchtigkeit komisch gewordener Gummi an den Finken. Egal, von solchen Kleinigkeiten ließen wir uns nicht den Spaß verderben. Als wir bei der Schlüsselseillänge waren, starteten langsam die anderen Seilschaften. Hier hat sich nochmals bewiesen – Simone kann verdammt gut planen, da wir als erste Gruppe in dieser Wand starteten. Oh ja und dann waren wir beim Dach stehengeblieben. Einmal spreizte Simone an den beiden Wänden und zog kräftig nach. Dann war sie schon oben. Aha… so geht das. Das gleiche wiederholte Diana. Na ja gut… probieren wir das mal aus der Perspektive eines Gartenzwerges. Ich stieg vor, machte einen Spagat und zog mich fest an der Schlinge. Ja gut aus dem Spagat kommt man nicht so einfach raus. Nochmals auf Zehenspitzen… und Erfolg. Francine kam erfolgreich hinterher, und so war das schlimmste durch. 11 weitere SL gings im schönen, teilweise plattigen Fels weiter, bis wir die letzten 60 m am laufenden Seil hochlaufen konnten. 5,5 Std, 14 SL, 520m und kalte Füße waren die kalten Fakten. Viel Spaß, ein Lachen im Gesicht und ein Top-Mädelstag, sind die schönen Erinnerungen, welche bleiben. Zur Belohnung durften wir noch den schönen Wanderweg nach Courtil laufen. Da trafen wir den Rest der Gruppe aus dem Klettergarten – die Männer.

Tag 3

Am dritten und letzten Tag brachen wir unsere „Zelte“ in Arnad ab und fuhren Richtung Aosta in einen Klettergarten (Vollein), der schön gelegen war und sonntags voll von Leuten war. Neben uns gab es lautes italienisches Radio live von einer Dame. Hunde gab es auch in Massen.

Wir kletterten zwischen 5a und 6b+. Jeder wurde seinem Kletterstil gerecht – gell Jan? Die Damen haben ihre Stärken am Fels anders ausgespielt. Glücklicherweise ist das italienische Radio weitergezogen. Am Ende durfte Patrick seine vorgestiegene 6a Route nochmals vorsteigend begutachten und abräumen. Danke!

Zum Abschluss gab es wegen geschlossener Restaurants nur Umarmungen statt eines Abschiedtrunks. Es waren drei wunderbare, gut und flexibel organisierte Tage, im für mich zum ersten Mal besuchten Aostatal.

Herzlichen Dank an alle!

Tourenleitung Simone, Jan
Bericht Gabriel, Vedrana
Fotos Alle
Teilnehmende Vedrana, Karsten, Patrick, Teresa, Angela, Gabriel
Teilnehmende Sandra, Francine, Alex, Diana, Fidelis
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